Dr. Still, geboren im Jahr 1828, war ein Mann der von seiner Umwelt geprägt, von Neugier getrieben und durch Schicksalsschläge ausgelöst im 19. Jahrhundert die Osteopathie entwickelte.
Unter anderem auf den Webseiten www.osteopathie.de und Wikipedia wird sein Leben und Schaffen ausführlich beschrieben. Andrew Still ging bei seinem Vater in die Lehre und wurde Landarzt. 1864 reihten sich gleich mehrere schwere Schicksalsschläge aneinander, die sein Weltbild und seine Ansicht der Medizin nachhaltig veränderten. Wie Wikipedia beschreibt starben 1864 zwei seiner leiblichen Kinder sowie ein Adoptivkind innerhalb kürzester Zeit an verschiedenen bakteriellen Erkrankungen. Daraufhin wandte er sich von der etablierten Medizin ab und forschte in allen Richtungen, sowohl physiologisch als auch in spiritueller Hinsicht.
Am Ende seines Weges hatte er die Osteopathie begründet. „Stills rein manuelle Techniken dienten seiner Ansicht nach zur optimalen Anpassung (nicht Korrektur) des Organismus, wodurch sich die Selbstregulationsmechanismen, d. h. die Gesundheit des Körpers wieder besser entfalten könne und bestehende Symptome oder Krankheiten verdrängen würden“ (Wikipedia). Ein noch bis heute viel zitierter Satz von ihm lautet „Find it, fix it, leave it“.
Interessant ist die sehr unterschiedliche Verbreitung der Osteopathie und daraus resultierende Anerkennung. 1874, also zehn Jahre nachdem er seine medizinische Entdeckungsreise begonnen hatte, stellte Dr. Andrew Taylor Still die Osteopathie der Öffentlichkeit vor. Auf Drängen von KollegInnen und PatientInnen gründete er 1892 in Kirksville, Missouri (USA) die American School of Osteopathy, welche heute – unter anderem Namen – noch besteht.
In Amerika fand diese neue Form der Medizin laut der Webseite www.osteopathie.de großen Zuspruch. Sie wurde schnell rechtlich anerkannt und es entstanden Hochschulen und Universitäten, die StudentInnen in der Osteopathie ausbildeten. Ärzteverbände versuchten dies einzuschränken, doch kamen in den 1960er Jahren zu einem Konsens. „Seitdem gilt die Osteopathie in den USA als allgemein anerkannt, das Studium der Osteopathie ist eine volle akademische Ausbildung“. In den USA sind OsteopathInnen und ÄrztInnen gleichgestellt, wodurch OsteotherapeutInnen ein größeres Spektrum an medizinischen Aufgaben erledigten dürfen als in anderen Ländern. Die Übereinkunft und gegenseitige Anerkennung der Formen der Medizin haben dazu geführt, dass in amerikanischen Krankenhäusern OsteotherapeutInnen und ÄrztInnen miteinander arbeiten.
Dr. John Martin Littlejohn brachte als Schüler von Dr. Still die Osteopathie nach England und gründete dort 1917 die bis heute in London bestehende British School of Osteopathy. Von dort aus verbreitete sich die zur Komplementärmedizin gehörende Osteopathie in Europa.
In Deutschland begann die Verbreitung der Osteopathie erst Ende der 1980er Jahre. Die Ausbildung erfolgt allerding auch heute noch vorwiegend an Privatschulen, zumeist als berufsbegleitende Weiterbildung. Laut www.osteopathie.de etabliert sich die Akademisierung der Osteopathie zunehmend, doch ist sie weit von der Anerkennung entfernt, welche die amerikanischen KollegInnen erfahren.
Neben der „klassischen“ Osteopathie haben sich über die Jahrzehnte weitere Fachbereiche entwickelt, welche viel später auch in der Tierosteopathie angewendet wurden.
Das die Humanosteopathie auch in der Tiermedizin Anwendung fand ist VorreiterInnen wie Beatrix Schulte Wien zu verdanken. 1997, zur Zeit der Gründung des DIPO, wurden fremdsprachige Skripte genutzt, aufwändig übersetzt und für die SchülerInnen vervielfältigt – mitunter auch mal in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, weil die Dokumente nur Stunden vor Beginn des Kurses eintrafen. Viele DozentInnen kamen aus dem Ausland.
Wie bei Dr. Andrew T. Sill wurden aus den ersten SchülerInnen nicht nur begeisterte AnwenderInnen der Tierosteopathie, sondern DozentInnen des DIPO. Einige davon sind heute noch für das DIPO tätig. Der ständige Blick über den Tellerrand ermöglichte die Weiterentwicklung des DIPO-Angebots und den bis heute stattfindenden Ausbau eines Netzwerks an hochqualifizierten DIPO-TherapeutInnen.
Das bedeutet, dass ein Pferd/Hund sich nicht normal bewegen kann, wenn seine Haltungsstrukturen einen Teil der Mobilität verloren haben. Wenn sich die Knochenstrukturen, die muskulären Strukturen und/oder die viszeralen (innere Organe betreffend) Strukturen ändern, wird sich auch die Funktion verändern und umgekehrt. Beispiel: Eine Dysfunktion der Eierstöcke bei einer Stute kann später zu einer Gelenkblockierung in Höhe des Beckens führen.
Das gute Funktionieren der Organe und Zellen ist vollkommen abhängig von einer guten Flüssigkeitsversorgung: Blut, Lymphe, Liquor Cerebrorspinalis (Gehirnflüssigkeit). Wenn diese Versorgung gestört ist, ist das betroffene Organ geschwächt. Die Funktion wird beeinträchtigt und es kann sich z.B. leichter eine Infektion entwickeln, weil die Einnistung von Krankheitserregern nicht mehr optimal bekämpft werden kann. Das kann z.B. in Höhe des Strahlbeins geschehen, wenn diese Region nicht gut durchblutet wird.
Dieses Prinzip besagt, dass sich Auswirkungen auf die Gesamtheit des Körpers ergeben, wenn ein Pferd/Hund an einer Stelle des Körpers eine Störung hat. Das heißt z. B. eine Gelenkblockierung zwischen dem Pferdeschädel und dem ersten Halswirbel (Atlas) kann ein Problem an der Fußwurzel hervorrufen.
Bei der osteopathischen Behandlung werden die verschiedenen Blockierungen gelöst, im Sinne der Reharmonisierung des Körpers. Mit dieser Manipulation gibt der/die TierosteotherapeutIn dem Körper einen gezielten Reiz und damit die Möglichkeit, sein persönliches Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie/Er wendet sich damit an die Selbstheilungskräfte des Körpers. Der/die TierosteotherapeutIn drängt dem Organismus keine neue Funktion auf, er gibt dem Körper lediglich den notwendigen Impuls, den Heilungsprozess einzuleiten. Auf diese Weise setzt der Körper seine eigenen Fähigkeiten zur Selbstheilung in Kraft.