DIPO Klassentreffen anlässlich des 25-jährigen Bestehens am 18.06.2022

DIPO-Jubiläumsfeier am 18.06.2022

21.06.2022

Mit einem Klassentreffen haben wir am Samstag, den 18.06.2022, das 25-jährige Bestehen des DIPO gefeiert. Bei einem Mix aus entspanntem Zusammenkommen, anregenden Fachvorträgen und gutem Essen haben wir mit ehemaligen TeilnehmerInnen, DozentInnen und WegbegleiterInnen diesen wichtigen Meilenstein gefeiert.

Im September 1997, nach zweijähriger Vorbereitungszeit, startete der erste Pferdeosteopathie-Kurs in Dülmen. Ausgearbeitet von DIPO-Gründerin Beatrix Schulte Wien, dem belgischen Pferdeosteopathie-Experten Pascal Evrard, Tierärztin Dr. Ina Gösmeier und Gudrun Potthink. Damit galt Beatrix Schulte Wien als die Begründerin der Pferdeosteopathie in Deutschland und hat mit dem DIPO das erste Ausbildungsinstitut in diesem Fachbereich geschaffen.

25 Jahre später sind mit der Pferdephysiotherapie, Hundeosteopathie und Hundephysiotherapie sowie der Manualtherapie nicht nur weitere Ausbildungsgänge hinzugekommen, sondern auch zahlreiche Fortbildungen für die Fachbereiche. Weit über 2.000 TherapeutInnen haben seit 1997 Ihren Abschluss am DIPO gemacht und engagieren sich seitdem für die Gesundheit von Pferden und Hunden. Die Alumni kommen dabei nicht nur aus der DACH-Region, sondern aus vielen europäischen Ländern, aber auch aus (Süd-) Amerika, Neuseeland und Afrika.

Eine Zeitreise

Die Begrüßung übernahm Beatrix Schulte Wien zusammen mit Ihrem Sohn und Co-Geschäftsführer Dr. Josef Langenberg, eingerahmt in eine beeindruckende Performance von Komiker Andreas Baumann, der mit Pferd und Hund sowie in Klavier-Begleitung durch Michael Schlierf auf beeindruckende Weise zeigte, dass die Kommunikation mit Tieren nicht immer Worte bedarf.

Schnellzeichner Daniel Stieglitz

Beatrix Schulte Wien führte in einem kurzweiligen Vortrag durch die 25-jährige Geschichte des DIPO, begleitet von Schnellzeichner Daniel Stieglitz. Vom Pioniergeist im Jahr 1995, als die Idee einer Ausbildungsstätte für Pferdeosteopathie ihren Anfang fand, über die Worte von Prof. Dr. Horst Wissdorf, dessen mahnender Finger aus dem Telefon zu kommen schien, als er darauf aufmerksam machte, dass die Anatomie des Menschen nicht einfach auf die des Pferdes zu übertragen ist. Prof. Dr. Wissdorf, von 1972 bis 1996 Leiter der Abteilung Embryologie, Histologie und angewandte Anatomie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, war aber doch so fasziniert von der Idee, dass er anbot - natürlich nur gegen entsprechendes Honorar - unsere Anatomieskripte zu korrigieren und uns beratend zur Seite zu stehen. Fast jede Seite kam mit unzähligen tiefroten Markierungen zurück, doch eine Rechnung dafür hat das DIPO von ihm bis heute nicht erhalten. Er wurde zum engen Freund, Wegbegleiter und über ein Jahrzehnt zum Prüfungsvorsitzenden der Pferdeosteopathie-Prüfungen.

Zusammen mit Dr. Dagmar Rümens, seit Jahrzehnten Dozentin am DIPO, entwickelten sie aus der im Tiermedizin-Studium gelesenen deskreptiven Anatomie die funktionelle Anatomie, welche bis heute Hauptbestandteil der Skripte des DIPO ist.

Wenn die Haushälterin zur Seelentrösterin wird

Die ersten Seminare fanden im Elternhaus von Beatrix Schulte Wien statt. Neben diesen befanden sich auf dem zwei Hektar großen Grundstück noch einige alte Stallungen. Der Rest des Bauernhofes fiel einer Autobahnzufahrt und einem Gewerbegebiet zum Opfer.

Somit waren auch die Kinder, Carola und Josef, gleich mitten im Geschehen. In ihren späteren Kinderzimmern saßen Kursteilnehmer, die Dozentenbesprechungen fanden am Küchentisch statt und auch nach durchzechter Nacht musste an manchen Sonntagmorgen technische Hilfe geleistet werden, als die Schreibmaschine 1998 durch den PC und der Overhead-Projekter durch den Beamer ersetzt wurden. Versüßt hat dies Haushälterin Heidi Kock den Kindern, indem sie von den für die Kursteilnehmer bestimmten Keksen immer die besten, mit Schokolade überzogenen, zur Seite legte. Für die sonst eher ohne Zucker aufgewachsenen Kinder ein gutes Argument, um den Trubel mitzumachen und um zu akzeptieren, dass die Arbeit für und mit Pferden an erster Stelle steht. Auch wenn es mitunter etwas schwer war den Mitschülern zu erklären, was die Mutter beruflich macht.

Da es nur eine Telefonleitung gab, war Heidi nicht selten auch Seelentrösterin für Pferdebesitzer, die ihr den Zustand ihrer Pferde schilderten. Der Versuch zu erklären, dass sie von Pferden keine Ahnung hat, scheiterte meist, so dass sie geduldig jedem zuhörte.

Als 1997 der erste Kurs in den Startlöchern stand, kamen Redakteure des bekannten Reitmagazins Cavallo zu besuch. Am Ende entstand ein zehnseitiger Bericht, der dem DIPO schlagartig zu großer Bekanntheit verhalf.

Pferdeosteopath oder Osteotherapeut?

Einige Jahre nach der Gründung kam es, aufgrund einer Grundsatzdiskussion, angeregt durch Dr. Helmut Ende - ebenfalls ein langjähriger Wegbegleiter und Dozent - und Prof. Dr. Wissdorf, zum Bruch mit Pascal Evrard. Infrage gestellt wurde, ob es Pferdeosteopath oder Osteotherapeut heißt. Osteo bedeutet Knochen und Pathie leitet sich von dem griechischen Wort Páthos ab, das Leiden. Somit übersetzt sich Osteopath mit Knochenleiden. Entsprechend waren die Wissenschafler der Meinung, dass es - angelehnt an den Physiotherapeuten Osteotherapeut heißen sollte. Dies wollte Pascal Evrard nicht akzeptieren und verließ das DIPO.

Bereits 1999, nach dem Examen des ersten Pferdeosteopathiekurses, wurde das Familienhaus zu klein. Die alten Stallungen auf dem Hof wurden im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut, so dass den Kursteilnehmern ein eigener Bereich mit modernen Seminarräumen zur Verfügung stand.

Etablierung in der Branche

Auch das Interesse von Nicht-Medizinern war geweckt worden, so dass 1998 die erste Weiterbildung für Pferdebesitzer stattfand. Damals noch unter dem Namen DIPO-Pferde-Physiopraktiker, später DIPO-Pferdephysiotherapeut.

Die Jahre 1999 - 2004 waren geprägt durch Wachstum in alle Richtungen. Nicht nur, dass es mittlerweile zwei Weiterbildungsgänge gab, es gab mit Empfingen in Süddeutschland auch einen zweiten Standort. Durch Videokassetten und insgesamt vier Kongresse, zwei davon in der heimischen Reithalle, machte sich das DIPO in der Fachwelt einen Namen. Zudem veröffentlichte Beatrix Schulte Wien ihr erstes von mittlerweile zahlreichen Büchern mit dem Titel "Osteopathie: Bewegungsblockaden vorbeugen, erkennen und beheben". Die Universität Gießen wurde zum Partner und stellte den Alumni in speziellen Fortbildungen Pferdepräparate zur Verfügung.

Vom Pferd zum Hund

2005 kam der dritte Weiterbildungsgang hinzu: Die Hundeosteopathie, wieder für Tierärzte, Ärzte und Humanphysiotherapeuten. Der erste Kurs legte seine Prüfung nach 1,5 Jahren 2006 ab. 2008 folgte die Hundephysiotheapie für private und berufliche Hundebesitzer. Nach zehn Jahren hatten bereits über 550 Absolventen das DIPO durchlaufen und haben den Grundstein für das immer weiter verzweigte DIPO-Netzwerk gelegt.

Mit Symposien zu verschiedenen Themen, Vorträgen unter anderem auf der Equitana, Büchern und DVDs wurde die Philosophie des DIPO immer mehr Menschen zugänglich. Zweimal - 2006 und 2008 - wurde das DIPO auf der Messe Eurocheval in Offenburg mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Seit 2012 hat es einen Lehrauftrag an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geißlingen. Nach zwanzig Jahren waren die DIPO-Absolventen auf über 1.600 angewachsen, die an mittlerweile drei Standorten in Deutschland unterrichtet wurden.

Herausfordernde Jahre

Die Jahre 2020 bis 2022 standen, wie bei allen anderen, im Zeichen der Corona-Pandemie. Das DIPO musste 2020 bis zu 14 Wochen am Stück schließen, 2021 neun Wochen lang. Doch anstatt sich die Kraft von der Krise rauben zu lassen, hat das Team daraus Kraft geschöpft und neue Wege eingeschlagen. Die Zeit wurde genutzt um eine Digitalisierungs-Offensive zu starten. Im späten Frühjahr 2020 wurde ein neues Seminarverwaltungssystem eingerichtet und parallel dazu an einer neuen Homepage und einem Dozenten-Intranet gearbeitet. All dies wurde im Sommer 2021 zusammengeführt. Kursunterlagen, Bescheinigungen und Rechnungen - alles wird papierlos die Teilnehmer übermittelt. Somit können wir unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten - eine Anstrengung, die 2021 dafür gesorgt hat, dass Beatrix Schulte Wien stellvertretend für das DIPO als Klimapatin der Stadt Dülmen ausgewählt wurde. Selbstredend, dass wir auch im (Kurs-) Alltag auf Ressourcenschonung achten.

Bei all der Diskussion um Digitalisierung war eines von Anfang an klar: digitalen Unterricht wird es am DIPO nicht geben. Die therapeutische Arbeit mit Tieren kann nur in Präsenz gelehrt werden. Diesem Grundsatz sind wir in der Krise treu geblieben und dem werden wir auch in Zukunft treu bleiben.

Ein Blick in die Zukunft

Mit Dr. Josef Langenberg hat 2021 die nächste Generation ihre Arbeit aufgenommen. Nach 25 Jahren hat das DIPO vier Standorte, gut 70 Dozenten und Assistenten, mehr als 250 Veranstaltungen pro Jahr und über 2.100 hochqualifizierte Absolventen für die Pferde- und Hundetherapie. Fünf Grundausbildungen und eine stetig wachsende Anzahl an Fortbildungen sprechen ein großes Publikum an. Und damit stehen wir vor der neuen Herausforderung: der Dülmener Standort platzt aus allen Nähten. Der nächste Umbau steht an...


Hochkarätige Fachvorträge

Fr. Prof. Dr. Zeyer im Publikum

Nach einer kulinarischen Pause - bei über 30 Grad war vor allem das Eis sehr beliebt - starteten die Fachvorträge des Tages. Dafür konnten wir ExpertInnen und bekannte Persönlichkeiten aus verschiedenen Fachbereichen für das Klassentreffen gewinnen.

Prof. Dr. Annette Zeyner

Den Anfang machte Prof. Dr. Annette Zeyner, Professorin für Tierernährung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In einem einstündigen Vortrag ging sie auf die Ernährung(sfehler) in der Pferdehaltung ein. In ihrem perfekt strukturieren Vortrag wurde jeder Teil des Verdauungstraktes aufgegriffen und verschiedene Fütterungsmethoden mit wissenschaftlichen Daten hinterfragt. Ein anspruchvoller Vortrag, bei dem viele die Noitzbücher zückten.

Fr. Dr. Angelika Freitag referiert über Alpakas

Dr. Angelika Freitag

Das DIPO wäre nicht das DIPO, wenn wir nicht immer mal wieder einen Blick über den Tellerrand werfen würden. Ein Tier, welches in den letzten Monaten immer wieder medial in Erscheinung getreten ist, ist das Alpaka. Unter dem Titel "Das Alpaka - Ein neuer Partner in unserer Land(wirt)schaft" informierte Dr. Angelika Freitag von der Aabach-Farm Ladbergen über diese besondere Tiere.

Eines stellte sie dabei gleich zu Beginn klar: es werde keine Werbeveranstaltung für Alpakas. Stattdessen informierte sie die Teilnehmer, welche Bedürfnisse die Tiere haben und dass es den Tieren schadet, wenn ein zu großer Kontakt mit Menschen gegeben ist. Spaziergänge, Yoga oder "Kuscheln" mit Alpakas macht den Menschen glücklich, ist aber nicht tiergerecht. In der abschließenden Fragerunde zeigten sich einige Gäste verwundert, dass es in Deutschland keine Regularien zur Haltung von Alpakas gibt.

Familie Krüger-Degener

Anne Krüger-Degener

Mit Spannung erwartet wurdeAnne Krüger-Degener, Tierwirtschaftsmeisterin und Besitzerin der Tierschule & Schäferei Degenerhof. Sie war nicht nur mit Ehemann Jan und Tochter Carla angereist. Im Gepäck hatte sie auch ein Pferd, vier Ziegen und insgesamt sechs Hunde. Anne Krüger-Degener ist Entwicklerin der HarmoniLogie®. Sie gab Einblicke in das Kommunikationskonzept zwischen Mensch und Tier, welches sie nach dem Vortrag in der Praxis vorführte.

Mit wenigen Worten, Gesten und Pfiffen konnte sie alle Tiere gemeinsam auf unserem großen Außenviereck führen. Sie zeigte die Fähigkeiten ihrer Border Collies bei der Führung der Ziegen, die Harmonie zwischen ihrem Pferd und ihrer Tochter und auch die anderen beiden Hunde - James Bond und Whiskey - hatten einiges vorzuführen. Wobei Jan Degener zugeben musste, dass die Namenswahl Whiskey vielleicht doch nicht ganz so passend war, wenn man morgens im Schlafanzug auf dem Hof nach ihm ruft. Was sollen bloß die Nachbarn denken?!

Auch Olympia-Siegerin Ingrid Klimke wäre gerne gekommen. Doch sie hatte sich für das Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen qualifiziert, welches an diesem Wochenende stattfand. Sie ließ es sich aber nicht nehmen, per Videobotschaft ihre Glückwünsche auszurichten und schickte gleich einen kommentierten Ritt von ihr mit.

Johann Zagers

Zum Abschluss ging es noch einmal auf das Außenviereck, wo Johann Zagers, Dressurausbilder und Grand-Prix-Gewinner, in einer rein praktischen Vorführung die Reitlehre thematisierte. Susanne Mümken hat sich von ihm anleiten lassen, während Johann Zagers die Grundregeln der Reitlehre Schritt für Schritt erläuterte. Gebannt schauten alle Teilnehmer dieser reiterlich perfekten Vorführung zu.

Ausklang mit Buffet und Tanz

Ausklingen lassen haben wir den Abend mit einem umfangreichen Buffet, guter Musik und Tanz. Ein rundum gelungener Tag mit fantastischen Gästen. Dies gibt uns Schwung für die nächsten 25 Jahren - mindestens...

Wir bedanken uns bei allen RednerInnen, Gästen, dem Catering-Team von Vedder und unserer Fotografin Maria Nitschmann.